Marktwirtschaft, Armut und Politik
Institution
Business, Economics, and Social Sciences
Department
Sozialwissenschaften
Teaching staff
Prof. Dr. Olaf Asbach
SDG-topic cluster
Basic needs, Empowerment
Comments/contents
Market Economy, Poverty and Politics Die Etablierung einer marktwirtschaftlichen Ordnung, die alle gesellschaftlichen Lebensbereiche umfasst, verbindet sich wesentlich mit der Ausbildung von Arbeitsmärkten. Einkommen und Lebensbedingungen der Individuen sind damit davon abhängig, inwiefern sie sich im Wettbewerb auf Arbeitsmärkten zu behaupten vermögen. Die ungleichen Voraussetzungen und Machtverhältnisse der Teilnehmer an diesem wettbewerblichen Mechanismus bedeutet für diese eine strukturelle Unsicherheit, ob, inwiefern und wie lange es ihnen gelingt, unter diesen Bedingungen ihr Leben - wenn überhaupt - auf eine ihren Erwartungen und Wünschen gemäße Weise zu erhalten und zu gestalten. Diese Unsicherheit hat dazu geführt, dass seit den Anfängen der Durchsetzung freier Arbeitsmärkte stets politische und soziale Auseinandersetzungen darum geführt wurden, ob und unter welchen Bedingungen diese Unsicherheit der Lebenslagen durch politische und rechtliche Institutionen sei es begrenzt, sei es abgefangen oder ausgeglichen werden können, sollen oder müssen. Das Resultat sind unterschiedlichste politische, gesellschaftliche und rechtliche Institutionen, Verfahren und Maßnahmen. Sie begrenzen das marktwirtschaftliche System, unterstützen es damit aber zugleich insofern sie ein Arrangement darstellen, das die als je untragbar empfundenen und damit auch potenziell systemsprengenden Konsequenzen dieser Wirtschaftsordnung verhindern, d. h. Armut und Verelendung bis hin zur direkten oder indirekten Gefährdung des bloßen Lebens, ohne jedoch die grundsätzliche Unsicherheit, die als unverzichtbare Triebkraft der kapitalistischen Marktwirtschaft gilt, aufzuheben . Die Rolle von politischen und ökonomischen Theorien, aber auch der Politik-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften generell ist mit Bezug auf diese Zusammenhänge stets eine doppelte: Erstens beschreiben und analysieren sie die Strukturen, Mechanismen und Effekte von kapitalistischer Marktwirtschaft, Staat und Politik, und zweitens entwerfen sie dabei direkt oder indirekt Konzepte von Politik, Ökonomie und individuellen Rechten, die spezifische politische und gesellschaftliche Interessen und Zielsetzungen repräsentieren und befördern.
Learning objectives
- Vertiefte Kenntnis über komplexe Fragestellungen und Strömungen der politischen Theorie und des politischen Denkens in Vergangenheit und Gegenwart
- Befähigung zur Lektüre und selbständigen Interpretation politischer, politik- und sozialwissenschaftlicher und theoretischer Texte und Programmatiken
- Auseinandersetzung mit den sozialen und ökonomischen Kontexten und Implikationen von politischen Institutionen und Entwirklungen sowie politischem Denken und Handeln
- Befähigung zur Entwicklung problemorientierter, interdisziplinärer Perspektiven auf historische und aktuelle politische und sozioökonomische Prozesse
Didactic concept
In der Lehrveranstaltung soll den Anfängen der Durchsetzung kapitalistischer Marktwirtschaften im Übergang vom 18. zum 19. Jahrhundert nachgegangen werden, in dem sich mit diesen verbundene Krisen-, und Sicherheits- und Armutsverhältnisse erstmals manifestierten und zum Gegenstand öffentlicher Debatten, politischer Interventionen und Regulierungen sowie theoretischer Reflexion gemacht wurden. Das Ergebnis waren einerseits unterschiedliche Formen, diese Verhältnisse durch Institutionen und Interventionen von Staat und Recht zu regulieren - und dadurch abzusichern. Andererseits wurden sie begründet, begleitet, gerechtfertigt und kritisiert durch neue politisch-ökonomische Konzepte und Theorien, die die Grundlage der unterschiedlichen Varianten liberalen marktwirtschaftlichen und sozialstaatlichen Denkens im und seit dem 19. Jahrhundert bildeten. Im Seminar wird dies an der Ausbildung entsprechender politisch-ökonomischer Ansätze in den politischen und gesellschaftlichen Auseinandersetzungen in England und Frankreich, den beiden seinerzeit führenden und in gewisser Weise paradigmenbildenden Nationen in diesem Umbruchsprozess, untersucht und diskutiert. Achtung: Die Teilnahme an der 1. Sitzung am 15. Oktober ist verpflichtend für die Zulassung; potentielle NachrückerInnen sollten deshalb auch teilnehmen! Bitte beachten Sie die unterschiedlichen Termine und die teils 2-, teils 4-stündige Veranstaltungsdauer.
Semester
WiSe 19/20
Center for a Sustainable University
Mittelweg 177
20148 Hamburg
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